Freitag, 25. Februar 2011

Etikette

Bewerben ist nicht leicht. Den wenigsten gefällt es. Das sind keine Neuigkeiten. Diese weit verbreitete Aversion hat natürlich ihre Gründe. Und die kommen gleich in Bataillonsstärke daher.
So gibt es beispielsweise Myriaden an kleinen Regeln, die es zu beachten gibt. Die sogenannte Etikette eben. Dank dieser bewegt sich der bewerbende grundsätzlich auf dünnem Eis. Angefangen bei der Anrede ("Moin" geht genau so wenig wie "Eure Hochwürdigste Exzellenz" - beide Umstände laden zur Verwunderung ein) und hingehend bis zur korrekten Selbstbeweihräucherung. Aber darum soll es hier nicht gehen. So ein alter Hut! Wir sind schließlich jung, professionell und dynamisch. TRENDS! NEUES! WEB! DYNAMISCH! NETWORKING! Was man halt so erwartet. Ich sollte mal zum Punkt kommen. Eigentlich wollte ich nämlich von einem Baum im Etikettendschungel berichten, den besonders trendbewusste Unternehmen gepflanzt haben. Er scheint noch klein und zart, wächst aber stetig.

Die Initiativabsage. Eine davon fand ich kürzlich in meinem Postfach.


Hier sind sogenannte outgesourcte Human Resources Exclusion Agent Manager am Werk. Sie durchsuchen täglich das Web nach Arbeitsuchenden, die ganz bestimmt nicht für die eigene Firma arbeiten sollen, weil sie eine der goldenen Eigenschaften nicht ihr eigen nennen können:

- höchstens 25 Jahre alt
- mind. fünfsprachig
- 10 Jahre Arbeitserfahrungen
- summa cum laude Abschluss in mind. zwei Studienfächern
- Engagement in der örtlichen Feuerwehr

Die wenigsten bekommen also die Chance auf ein 400€ Praktikum.
Auf diese Weise soll die höchst effektive, durchrationalisierte Human Resources Devision entlastet werden. Findige BWListen haben errechnet, dass das Unternehmen so 1,50€ im Monat einsparen kann.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Gratis Kultur

Wer es geschickt anstellt, kann auch ohne Geld viel Kultur erleben. Nicht nur die normale Kultur wie Kino, Schrammel-Konzerte oder kostenlose Museen. Nein, mit solch einfacher Kultur gebe ich mich nicht zufrieden! Ich möchte echte, wahrhafte Kultur. Und gefunden werden kann diese in der Berliner Philharmonie während der Lunchkonzerte.

Jeweils Dienstag kann man "um 13 Uhr im Foyer der Philharmonie Kammermusik auf höchstem Niveau bei freiem Eintritt und gutem Essen" genießen. So steht es auf der Website und so war es auch. Doch die Veranstaltung eignet sich auch hervorragend für (die von mir als Psychologe so geliebten) Sozialstudien. Menschen aller Art und Schichten treffen hier aufeinander. Es gibt die alten Damen und Herren im Pelz, andere Arbeitslose in unauffälliger Kleidung oder im Jogginganzug, kleine Kinder mit ihren umweltbewussten Eltern, jede Menge Null-Bock-Schüler, Studenten und Touristen aus allen Herren Länder. Ein Mal durch die Gesellschaft geschaufelt, von allem was dabei!

Die Musik war natürlich von höchster Qualität, wenn auch nicht immer ganz nachvollziehbar. Ich bin kein musikalischer Laie, aber manche Tonfolgen erschlossen sich mir nur schwer. Während dieser „Pausen“ betrachtete ich das Publikum und sah Erstaunliches: gerade, wenn die Töne besonders disharmonisch aufeinander prallten, begannen sich doch tatsächlich einige Zuschauer zu bewegen. Wahnsinn, das waren echte Kenner! Oder nicht? Müssten sich Experten nicht auch passend und im Rhythmus zur Musik bewegen? Ihre Bewegungen schienen harmonisch und ausgewogen, die Klänge jedoch experimentell und dissonant. Ich dachte nicht weiter nach und suchte andere interessante Menschen.

Im hinteren Teil des Foyers kamen gerade mehrere Touristen zu spät. Zuspätkommer sind meistens interessant, da sie bei den schon Anwesenden häufig negative Reaktionen hervorrufen. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Und tatsächlich, als die Touristen ihre Kameras zückten, um schnell das ein oder andere Erinnerungsfoto zu schießen, wurde ein alter Herr aktiv. Wild in Richtung Touristen gestikulierend, setzte er das Recht der Berliner Philharmonie durch: Fotografieren war hier NICHT ERLAUBT! Die Touristen waren irritiert, der alte Herr zufrieden!

Da änderte sich das Musikstück. Die modernen und experimentellen Klänge wandelten sich wieder in, für meine Ohren, Verständliches. Ich wendete meine Aufmerksamkeit wieder den Musikern zu und freute mich, so viel Spaß für gar kein Geld erleben zu können.

Samstag, 19. Februar 2011

Der Arbeitslose und das Stroh

Der Arbeitslose bin in diesem Fall mal wieder ich. Das Stroh kann eigentlich für alles stehen: für die Wohnung, für die Warteschlangen im Netto oder einfach nur für Tage. Warum nicht einfach eine Überschrift wählen, die das Thema gleich erklärt? Es scheint meinem unterforderten Geist zu einfach.

Nehmen wir an, dass „Stroh“ für „Heute“ steht, dann lautet der korrekte Titel: Der Arbeitslose und das Heute. Für mich ist heute ein Tag wie jeder andere. Ich habe geschlafen, wurde nicht durch einen Wecker geweckt und habe kurz vor 11 noch nicht gefrühstückt. Ein ganz normaler Mittwoch eben.

Doch es gibt auch Menschen, die den Tagen unterschiedliche Bedeutungen zuschreiben können. Sonntag ist für viele der Tag der Ruhe. Für mich ist jeder Tag ein Tag der Ruhe (es sei denn, ich muss zum Zahnarzt oder ich muss einkaufen). Montag ist für viele der Tag, an dem sie wieder arbeiten gehen müssen, um Geld für ihr Wochenende zu verdienen. Für mich ist der Montag auch ein Tag der Ruhe und Geld ausgeben am Wochenende...ehm...welches Wochenende? Für Anne hat der heutige Tag noch eine besondere Bedeutung. Sie hat heute Geburtstag. Wir wünsche ihr alles Gute! Möge sie immer die durch Arbeit vorgegebene Wochenstruktur haben und nebenbei noch Geld verdienen!

Wann habe ich eigentlich Geburtstag? Morgen? Übermorgen? Stroh?

Freitag, 18. Februar 2011

Herleitung

Süßes, wonnevolles Nichtstun! Ein Allgemeinplatz, der Arbeitslosen von der werktätigen Bevölkerung immer wieder in anklagendem Ton vorgehalten wird. Nicht nur, dass hier der Neid und das Leid derer spricht, die zwischen den Zahnrädern des Kapitalismus ächzen. Nein. Der kritische Geist muss sich auch fragen: Ist das wirklich so? Kann man dem gemeinen Stellungslosen Müßiggang, Faulheit, und Lethargie überhaupt vorwerfen? Also all die Zutaten für die Unglimpfglasur des Arbeitslosigkeitskuchens.
Hier soll eine Lanze gebrochen werden. Und zwar FÜR den Erwerbslosen. Wider derer, die als Beschäftigte nur danach lechzen, alles und jeden ohne gültigen Arbeitsvertrag mit Hohn und Spott zu überziehen.
Denn: Offener Geist, bedenke folgendes: Ist nicht auch die nicht ausgeführte Tat eine Tat? Drücke ich mich nicht auch aus, indem ich nichts sage? Für Worte muss doch das selbe gelten wie für Taten! Wer etwas anderes sagt, ist ein Verbalchauvinist. Ein Beispiel: Nachdem ich heute um 10 aufgestanden bin, habe ich jetzt 2 Stunden Mittagsschlaf gehalten. Ergo war ich von 6 Uhr heute morgen ausgehend, mindestens 6 Stunden produktiv beschäftigt. In diesen Stunden unterstützte ich den Erhalt meiner Körperfunktionen, meiner geistigen Gesundheit und meines Wohlbefindens. Und das ist nicht alles. Dadurch, dass mein Metabolismus in diesen Stunden deutlich gesenkt wurde, tat ich auch etwas für andere Menschen! Ich sparte Sauerstoff. Jawohl! Wertvoller Sauerstoff, oh lebenswichtiges Gas! Du kannst jetzt anstatt von mir, von einem Kind in Afrika geatmet werden. Durchaus eine gute Tat. Was wäre denn gewesen, wenn ich wach oder gar werksam gewesen wäre? Genau, das Kind wäre vermutlich erstickt. Ich TAT also etwas, um dieses Leben zu retten. Ich leistete also eine Dienstleistung an der Menschheit. Ich arbeitete.
Wer das Gegenteil behaupten möchte, werfe den ersten Stein!

Ein interessantes Phänomen II

Interessant. Das kann man wohl sagen. Wenn nicht gar kurios! Aber es geht ja nicht umsonst um Hartz. Der gemeine Arbeitslose wird darin gefangen. Wie ein urzeitliches Insekt. In einer Sekunde noch quickfidel vollgesogen mit dem Blut, das man mühsam in einer 40-Stunden-Woche aus dem Systemdinosaurier saugt und in der anderen schon gefangen in einem goldgelben, dicken Tropfen Hartz. Wobei die goldgelbe Färbung nicht von ungefähr kommt. Aber dazu später mehr. Erstmal ist das Arbeitsloseninsekt schön frisch eingehartzt. Glückwunsch. Diese Phase kann getrost noch als "aktiv" bezeichnet werden. Das Hartz wurde ja auch gerade erst vom Systembaum ausgespien. Noch dreht und windet sich das Arbeitsloseninsekt. Flickt einen Schuh hier, begradigt ein Rohr dort. Doch fast unbemerkt von selbigem erstarrt das Hartz. Und damit auch das Arbeitsloseninsekt. Jede noch so kleine Aufgabe wird zum Pflichtkoloss. Scheint unmöglich. Unüberwindbar. So ziehen die Tage dahin. Ohne Tat. Ein scheinbar hässlicher und geächteter Zustand. Doch Obacht! Jedes Kind weiß, was aus Hartz wird, wenn man nur lange genug wartet.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Ein interessantes Phänomen

Es ist sehr interessant. Sobald man viel Zeit hat, wird man langsam. Ich hatte 5 Tage, um 11 Aufgaben auf meiner To-Do-Liste zu bearbeiten. Die 5 Tage sind um und es sind noch immer Aufgaben übrig. Heute habe ich immerhin noch 2 geschafft: Zahnarzt und Putzen. Wobei ich die zweite Aufgabe nicht wirklich beendet habe. Deswegen musste ich lachen als Tobi vorhin wirklich davon beeindruckt schien, was ich alles geschafft habe. Er hat einen ganzen Tag gebraucht, um eine Bewerbung leicht anzupassen und zwei (per Mail!) abzusenden. Also im Gegensatz dazu war ich wirklich fleißig.

Und ich war sogar an der frischen Luft.

Essen in der Woche vom 14. - 20. Februar

Montag: Nudeln
Dienstag: Nudeln
Mittwoch: Nudeln
Donnerstag: Nudeln
Freitag: voraussichtlich Reis
Samstag: voraussichtlich Nudeln
Sonntag: ...

Erschöpft II

"Ach wie schön ist nichts zu tun und nach dem Nichtstun auszuruh'n!"

Erschöpft

So, das hat schonmal funktioniert. Jetzt bin ich aber auch im Eimer. Mann Mann Mann. Mensch Mensch. Dat hat geschlaucht. Pfeif ich auf dem letzten Loch hier. Muss mal ausruhen. So 2-3 Stunden schlafen. Dat hält ja keiner aus.

Erster Eintrag

Das ist der erste Eintrag. Ich werde jetzt versuchen, Tobi mit reinzuholen...

Und zur Einstimmung gibt es noch ein wenig Kultur (falls ich es schaffe, das Video einzubinden).